Stadttheater: "Lenya-Story"; Vorbericht "Hunger und Gier

von Isabella Kreim

Die Ingolstädter Kabaretttage wurden 36 Jahre lang von Walter Haber geleitet.
Nun wird der Tubist, Tuba-Professor und Kabarettist Andreas Hofmeir die Künstlerische Leitung der Ingolstädter Kabaretttage übernehmen. Also jemand, der auch selbst Erfahrung damit hat, auf der Bühne zu stehen und Bühnenprogramme wie etwa „Wer derblost's“ zu konzipieren. 

"Lenya-Story“ im Studio des Stadttheaters Ingolstadt ist kein fetziger Showabend mit knallig publikumswirksam servierten Songs, sondern die durchaus mit Witz, aber vor allem mit viel Feingefühl wohltemperiert leise erzählte Lebens- und Beziehungsgeschichte von zwei Menschen, die große Erfolge und tiefe Demütigungen und Krisen erlebt haben - als Protagonisten der kulturellen Aufbruchsstimmung der 1920er Jahre, als Opfer nationalsozialistischer Anfeindungen und als Neustarter in der Emigration in den USA. Regisseur Tobias Hofmann erzählt mit seinen beiden Darstellern Ingrid Cannonier und Ralf Lichtenberg nach Stückvorlage von Torsten Fischer und Herbert Schäfer die Liebesgeschichte von zwei Menschen, die sich finden, wieder fast verlieren und dennoch zu einem gemeinsamen Aufbruch in die USA zusammenfinden.
Beide waren Künstler mit Weltruhm. Die Schauspielerin, Sängerin und ursprünglich Balletttänzerin Lotte Lenya in den „Goldenen Zwanziger Jahren" als Seeräuberjenny in der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ oder in „Mahagonny“ von Bert Brecht und Kurt Weill und später noch einmal am Broadway, wieder als Jenny und als Fräulein Schneider im Musical „Cabaret“ und als Oscar-nominierte Hollywoodschauspielerin, etwa in einem James-Bond-Film.
Und Kurt Weill, als bahnbrechender Komponist einer eigenen Musiksprache abseits von spätromantischem Schwulst und atonaler Sprödigkeit., und nach seiner Emigration in die USA als erfolgreicher Film- und Musicalkomponist.

 

Gier auf der einen Seite der Welt, Hunger auf der anderen. Ausbeutung der Ressourcen, globalisierte Finanzwelt, Konsum auf Kosten anderer, also Müllberge in Indien, Armutsmigration von Jugendlichen aus Afrika - eine Welt zwischen Hunger und Gier. In Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ ist Armut ein zerbrochener Topf mit Milch, der kostbaren Zutat für den Griesbrei, mit dem die Familie ernährt werden soll. Die Kinder werden in den Wald geschickt, um dort etwas Essbares aufzutreiben. Ein Lebkuchenhaus erscheint ihnen als verlockendes Schlaraffenland, bis sie begreifen, dass die Knusperhexe viele Kinder damit anlockt, um sie zu mästen und schließlich aufzuessen. Ein böses Märchen im pittoresk-harmlosen romantischen Wald-, Armuts- und Knusperhäuschen-Gewand des 19. Jahrhunderts.

Knut Weber, der Intendant des Stadtheaters Ingolstadt hat aus diesem Stoff ein zeitkritisches geopolitisches FilmTheater Spektakel mit dem Titel „Hunger und Gier“ gemacht, das morgen im Großen Haus uraufgeführt wird. Mit in Indien gedrehten Filmsequenzen der Schmutzler-Brüder, mit Videos von Stefano die Buduo mit Sounds von Jakob Dinkelacker und Neukompositionen von Walter Lochmann, die musikalische Motive der Humperdinck-Oper wie das Lied des Sandmanns oder den berühmten Abendsegen aufnehmen

Kulturkanal am 20.02.2020
    
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