von Isabella Kreim
Schwärzer und bitterer kann man „Georg Büchners „Lustspiel“ „Leonce und Lena“ kaum erzählen als in dieser Inszenierung von Christoph Mehler, die am Samstag im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt Premiere hatte.
Es ist die Geschichte von zwei Königskindern aus dekadent-absolutistischen Minikönigreichen, die vor ihrer Verheiratung fliehen, sich in der Ferne kennenlernen und verlieben, ohne zu wissen, dass sie genau dieser Ehe miteinander entkommen wollten. Als Automaten verkleidet lassen sie sich trauen und merken zu spät, dass sie genau in dem Leben angekommen sind, das sie nicht führen wollten.
Der Leonce von Enrico Spohn, gekleidet in existentialistisches Schwarz, ist kein Melancholiker, der aus Langeweile träumerisch verspielt Wortgespinste erfindet, sondern eher ein Wutbürger, der seinen Lebensüberdruss, den Frust über sein Nichtstun in vehementer Verzweiflung und lustvoller intellektueller Schärfe artikuliert. Eine eindringliche Leistung verbaler und physischer Präsenz.
Christoph Mehlers Inszenierung von „Leonce und Lena“ treibt Georg Büchners Lustspiel alle heitere Verspieltheit aus und katapultiert Büchners 1836 mit 23 Jahren geschriebenes Werk weit hinein in die Moderne des 20. Jahrhunderts, ins absurde Theater.
Foto: Jochen Klenk