Theaterpremieren "Lulu" und "Wasted";

von Isabella Kreim

Verstörend ist Frank Wedekinds "Lulu" durchaus auch heute noch. Lulu ist eine „Triebtäterin“, ob nun als naive Kindfrau oder zerstörerische Femme fatale: Sie erweckt Begierden und bringt den Tod. Ein solches Monster auf die Bühne zu bringen, ist nicht gerade frauenfreundlich.
Sicher: Lulu ist auch Produkt von Männern und Opfer von Männerphantasien, die diese Frau von Kindheit an missbraucht, dressiert und nach ihren Wünschen geformt haben. Aber diese Frau bringt auch jeden ihrer Männer, mal eher unabsichtlich, gegen Ende aber durchaus absichtsvoll und grausam zu Tode.
Wie also gegensteuern gegen diesen Mythos vom weiblichen Schreckgespenst, dieser männlichen Lust- und Horrorprojektion? Regisseur Frank Behnke und Hauptdarstellerin Sandra Schreiber versuchen es etwas unentschieden mit der Leidensgeschichte einer jungen Frau, die die unterschiedlichen Rollenvorstellungen der Männer mitspielt, keinen Ausstieg aus dem Reigen der Männer findet und um ihr Überleben kämpft.
Mit dem starken Bild eines Ritualmords endet eine Aufführung, die einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt.

"Wasted"von Kate Tempest im Kleinen Haus: Experimentelle Videoclip-Ästhethik  steht gegen Donald Berkenhoffs Inszenierung der live gespielten Szenen einer Wiederbegegnung von drei Freunden am Todestag des vierten der Jugendfreunde, der vor 10 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Es hat etwas von absurdem Theater, wie hier drei Menschen in einer durchsoffenen Nacht eine Bestandsaufnahme ihres Lebens ziehen. Wo stehen sie jetzt? Mit Ende 20, Anfang 30?
Ziemlich öde, "wasted", ist, was von ihren Träumen geblieben ist. Der große Lebensfrust ist angesagt. „Neulich lag alles voll vor uns“, heisst es. Nun scheint bereits alles festgefahren.
Viel Applaus für diese dichte, abwechslungsreiche Aufführung und die drei hervorragenden Darsteller Yael Ehrenkönig, Marc Simon Delfs und Felix Steinhardt.

 Kulturtipp: Unterhaltungsmusik der Renaissance mit Hille Perl und dem Vokalensemble Amardord beim Konzertverein

Kulturkanal am 29.01.2018
    
zurück | Startseite | Macher | Unterstützer | Links | RSS-Feed | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung
Akzeptieren

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden.