Verurteilung für Major Koch bei Premiere "Terror"

Verurteilung für Major Koch bei Premiere "Terror"

von Isabella Kreim

Darf man 164 Menschen töten, um vielleicht 70.000 zu retten? Das derzeit vielgespielte Theaterstück „Terror“ hatte letzten Freitag auch in Ingolstadt Premiere. Und wie immer sprach das Publikum das Urteil.
Das Ingolstädter Premierenpublikum hat anders geurteilt als die Mehrheit der Theaterbesucher in Deutschland. In über 90 % der Aufführungen von Ferdinand von Schirachs Justizdrama „Terror“ wird die Variante „Freispruch“ gespielt. Über 60% der Theaterbesucher in Deutschland stimmen gegen unsere Verfassung und finden, der Staat dürfe töten, wenn dies das kleinere Übel sei. Etwa wenn dadurch viele gerettet werden können. Bei der Premiere letzten Freitag konnte Victoria Voss als Richterin die selten gespielte Verurteilung des angeklagten Piloten verkünden.

Die junge Regisseurin Annalena Maas hat die Voraussetzung des Orginalschausplatzes im Landgericht bestmöglich angenommen, indem sie konsequent auf alle theatralen Zutaten verzichtet hat. Keine zusätzlichen Scheinwerfer, nur die Original-Ausstattung des Schwurgerichtssaals. Und auch die Schauspieler haben nicht versucht, aus Richterin, Verteidiger oder Staatsanwalt Bühnenfiguren mit interessanten Eigenheiten zu machen oder theaterwirksame emotionale Reaktionen zu spielen.
Dieser Verzicht auf alle Theatralik mit dem Focus auf der Klarheit der Argumentationen ist eine große Stärke dieser spannenden Aufführung.

Foto by Jochen Klenk: Marc Schöttner als Angeklagter

Kulturkanal am 22.05.2017
    
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