von Isabella Kreim
Es wird so klar und prononciert gesprochen, oft sogar von der Rampe direkt ins Publikum, wie man es nicht mehr oft erlebt. Es gibt keine Videoeinblendungen und kaum akustisch-musikalische Stimmungsunterstützung. Es gibt keine direkten Anspielungen auf aktuelles Zeitgeschehen und keine Regieeinfälle, die der bekannten Geschichte ganz neue Aspekte abringen oder aufzwingen.
Und dennoch ist diese Inszenierung von Friedrich Schillers „Maria Stuart“ kein antiquiertes Rampentheater und keine seelenlose Sprechoper.
Denn Regie-Koryhäe Hansgünther Heyme, der sich so intensiv mit Schiller beschäftigt hat wie selten ein Regisseur, ist ein Könner, der souverän auf alles Beiwerk verzichtet und die inneren Konflikte der Figuren auffächert. Und das ist enorm spannend. Auf zweieinhalb Stunden eingestrichen und von unnötigem Personal befreit, wird jeder Satz zum Prüfstein für Betrug oder Wahrheit, für Scheinheiligkeit oder Redlichkeit, für echte Leidenschaft oder Kalkül.
Foto by Jochen Klenk: Yael Ehrenkönig und Theresa Trauth