Wöhrl im Kunstverein; Ausstellungen Harderbastei

von Isabella Kreim

Einen geeigneteren Ausstellungsraum hätte der Münchner Bildhauer Martin Wöhrl für seine Skulpturen aus Beton kaum finden können als den Ausstellungsraum des Kunstvereins Ingolstadt, die städt. Galerie im Stadttheater. Und auch darüber hinaus, lässt sich mancher Ingolstadt-Bezug finden. Etwa in Holzreliefs, die aussehen, wie Werke von Gunter Fruhtrunk im Museum für Konkrete Kunst.
Martin Wöhrl übersetzt und verfremdet Handwerkskunst wie die der Schäffler oder die des gotischen Maßwerks in Holzreliefs aus Fundholz oder er transformiert Alltagsfunde wie einen Gulli in Betonkunst: eine Metamorphose der Formen aus Architektur, Kunstgeschichte oder Volkskunst in andere Materialien, ein liebevoll respektvolles Sampling traditioneller Formen und Methoden, um mit Dezenz und Reduktion zeitgemäß Neues zu schaffen.

Im Nebenraum der Harderbastei zeigt Dagmar Hummel eine Sonderausstellung unter dem Titel „Luxus“. Es sind Collagen , aber auf Eisenblechen. Und Dagmar Hummel, die Malerin malt Räume für ihre aus Zeitschriften entnommenen Fragmente von Personen und Ambientes. So werden die Collagen zu manchmal skurril-bedrohlichen Raum-Szenarien, die vieldeutige Geschichten erzählen können über die Einsamkeit eines Fußballers in einer leeren Halle, über Statussymbole für Wohlstand und die Kehrseite einer Wegwerfgesellschaft. Aber durch das hohe ästhetische Können von Dagmar Hummel sind diese Collagen nie simpel polemisch, sondern kleine Meisterwerke, in die man sich lange vertiefen kann.
Im Hauptraum zeigt der Berufsverband Bildender Künstler seine Jahresausstellung unter dem Titel „Aktuell - auf Abstand“. Entstanden ist eine nieveauvolle, offenbar ziemlich rigoros jurierte Gemeinschaftsausstellung, die trotz der Vielfalt an Stilen und Maltechniken von 40 Künstlerinnen und Künstlern einen wohltuend homogenen Einruck macht.

Eine Riesenüberraschung erwartet die Besucher und vor allem auch Kinder in der Ingolstädter Harderbastei. Links neben der kleinen Terrasse gibt es einen weiteren Eingang. Dort kann man fast wie bei einer Höhlenexpedition bisher der Öffentlichkeit unbekannte Tonnengewölbe entdecken und aktuell in eine faszinierende Unterwasserwelt eintauchen. Von der Decke hängen hunderte von Fischen, Quallen, Oktopussen, die Kinder und Jugendliche aus 40 Schulen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen hergestellt haben und die nun im Schwarzlicht magisch leuchten. Zum Sound von Meeresrauschen. Dieses aufwändige Projekt der Kinder- und Jugendkunstschule Kunst und Kultur Bastei war lange geplant. Die Räume mussten für die Ausstellung erst notdürftig hergerichtet werden. Allein die riesige Vernetzungs- und Motivationsleistung von Beate Diao, um so viele Kinder zum kreativen Gestalten dieser Unterwasserwelt anzuregen, ist großartig.

Kulturkanal am 04.06.2020
    
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