Theaterpremieren "Furor" und "Nachrichten von morgen"

von Isabella Kreim

" Furor“, das lateinische Wort für Wut, ist der Titel des Theaterstücks, in dem Lutz Hübner und seine Ko-Autorin Sarah Nemitz zwei Menschen mtieinander konfrontieren, die den Riss in unserer Gesellschaft personifizieren, die sich meist nicht begegnen, nie miteinander reden, weil sie nur Hass und Verachtung füreinander übrig haben. Einen Politiker und einen jungen Mann, der auf diese Eliten und das System höchstens mit Hasskommentaren im Internet reagiert.
„Furor“ ist ein konventionell gebautes Theaterstück. Alles spielt sich quasi in Echtzeit von 85 Minuten in einem Raum ab, der schäbigen Wohnung der Mutter des Unfallopers, dessen Mobiliar in der Ausstattung von Maike Häber offenbar seit Jahrzehnten nicht mehr modernisiert worden ist. Das Autorenduo Hübner und Nemitz hat drei Prototypen auf die Bühne gebracht, die stellvertretend für unüberwindbare Konflikte in der Gesellschaft stehen.
Aber klugerweise haben die beiden Autoren diese Figuren auch in eine psycholisch spannende Situation versetzt.
Es gibt also neben dem Argumentationsaustausch auch viel zu spielen für Victoria Voss, Jan Gebauer und Jan Beller. Und Simon Dworaczek hat diese menschliche Differenzierung sehr schön herausgearbeitet, so dass der Zuschauer nicht so leicht sein gedankliches Zustimmungshäkchen für die eine oder die andere Position machen kann.
Klar wird die Eskalation hochgetrieben. Spannung muss sein. Der Dauersound von Jörg Reissner trägt ebenfalls dazu bei, dass hier auch das Genre Psycho-Krimi bedient wird.

 Wir wohnen. Ja.  Aber sich zuhause fühlen? Angekommen sein? Sich heimisch fühlen? Nein.
Die in Ingolstadt geborene und inzwischen in Berlin lebende Autorin Ingrid Lausund beschreibt in ihren Texten „Bin nebenan. Monologe für zuhause“ Großstadtbefindlichkeiten wie die Einsamkeit zwischen Sofa und Kühlschrank, die Fremdheit in den eigenen vier Wänden, die als Rückzugsort vor einer durch Überlebenskampf und Stress geprägten Außenwelt keinen wirklichen Schutz mehr bieten.
Unter dem Titel „Warum laufen schon die Nachrichten von morgen?“ sind diese Texte nun als Downtown-Produktion des Stadttheaters Ingolstadt in der leerstehenden Ganghoferschen Buchhandlung in der Donaustraße als Theaterperformance zu erleben.
Regisseur Niko Eleftheriadis führt vor, wie trügerisch das gemütliches Relaxen verheissende schicke Sofa ist, wenn die Umgebung so unwirtlich ist.  Allein die Diskrepanz zwischen dem unwohnlichen Ort und der Standard-Möblierung eines Wohnlichkeits-Versprechens schärft Ingrid Lausunds vielfältige Unbehaglichkeits-Diagnosen.

Kulturtipp: Weihnachtskonzert mit Hanna Herfurtner beim Konzertverein

 

Kulturkanal am 02.12.2019
    
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