von Heike Haberl
Welche Rollenbilder entsprechen am besten dem Selbstverständnis heutiger Künstlerinnen? Die Figur des hilflosen, scheuen und ausgelieferten Gretchens aus Goethes „Faust“ ist dafür nicht mehr zeitgemäß, wie Barbara Hesse-Bachmeier, die 3. Vorsitzende der GEDOK München (die größte interdisziplinäre Künstlerinnenvereinigung im deutschsprachigen Raum) findet. Zu diesem Thema hat die Mezzosopranistin mit ihren drei Kolleginnen, den beiden Pianistinnen Sylvia Hewig-Tröscher und Eva Schieferstein sowie der Flötistin und Saxophonistin Monika Olszak ein eigenes Programm unter dem Titel „Nicht länger Gretchen! In Tönen“ entwickelt. Auf Initiative von BBK-Vorstandsmitglied Agnes Krumwiede, die selbst nicht nur Malerin, sondern als Pianistin auch Musikmitglied bei der GEDOK München ist, traten die vier Musikerinnen nun mit Unterstützung des Kulturreferats Ingolstadt erstmals in der Harderbastei auf. Ein Konzert, das (fast) ausschließlich aus Kompositionen von Frauen bestand – und zwar aus romantischen Vertonungen der Goethezeit bis hin zu modernen Werken der Gegenwart. Sogar ganz neue Kompositionen wurden speziell für dieses Projekt geschaffen. Eine Gretchenfrage der ganz besonderen Art.