von Isabella Kreim
Die Ingolstädter Theaterabonnenten, Durchschnittsalter an diesem Abend sicher Ü50, jubeln über Rapper und Breakdancer bei diesem 2-tägigenn Gastspiel von „MC Messer“. Sofern sie nicht ferngeblieben sind, weil sie der Untertitel „Hip Hop Operette“ von vornherein abgeschreckt hat.
„MC Messer“ ist eine zeitgemäße Version der „Beggars Opera“ von 1728 oder der „Dreigroschenoper“ von 1928, die das Urban Art Ensemble Ruhr, ein Semiprofessionelles Hip-Hop-Tanz-Kollektiv und Profi-Darsteller des Theaters Oberhausen gemeinsam entwickelt haben. Statt Bertolt Brecht, dem damals jungen Wilden und Kurt Weill Rap und Hiphop sowie eine auf heutige Ressentiments gegen Migranten umgeschriebene Geschichte.
Mackie Messer heißt jetzt MC Messer, ist Kriegsflüchtling, und nicht zimperlicher Boss einer Gang, 4 exzellenten Breakdancern mit Entwicklungen zum zeitgenössischen Tanz.
Und MC Messer bedient gleich einmal so einige Vorurteile gegen Ausländer. Mit wirrer langer Lockenmähne und enormem Sex-Appeal erobert er, Affenlaute ausstoßend, lautstark die Bühne. Tatsächlich hat der Darsteller Shrimp Cake ein enormes Charisma, er ist auch mit seinen selbstgetexteten Raps nicht nur ein authentisches Subkultur-Gewächs, sondern begeistert mit seiner Bühnenpräsenz auch das Ingolstädter Theaterpublikum auf Anhieb....
Die Geschichte , die Regisseur Neco Elik und sein Team gebaut haben ist relativ simpel, die Lyrics aber sind es ganz und gar nicht. Die von den Rappern selbst geschriebenen Texte sind gnadenlos hart, wortgewaltig, intelligent, sogar mit witzigen Brecht-Zitaten, und durchaus provokativ auch auf das Publikum im Saal zielend...
Foto: Maxim Kuznetsov