von Isabella Kreim
Bei Ja blinken die 20 Boxen grün, bei Nein rot, verbunden mit den entsprechenden Sounds. Die Licht-Klang-Installation auf der Bühne arbeitet exakt. Aber im Theaterstück "Alan- Mensch Maschine" über den britischen Vordenker der KI Alan Turing funktioniert das nur zufällig mit den richtigen Antworten seiner Maschine. Wir sind ja auch erst Anfang der 1950er Jahre.
Die Kulturbühne Spagat im Horizont-Haus Domagkpark aus München gastierte bei den Bayerischen Theatertagen und erzählt von dem britischen Mathematiker und Informatik-Pionier Alan Turing, der sich 1954 das Leben genommen hat. Dazu wurde das Kleine Haus mit 20 blinkenden und tönenden Boxen, in denen sich Spiralen drehen, in ein Retro-Informatiker-Labor verwandelt. Diese Klang-Licht-Mechanik-Installation des Kollektivs Portmanteau stellt die Turing-Maschine dar, die sein Erfinder Christopher, nach seiner verstorbenen Jugendliebe genannt hat.
Im Zentrum des gut gebauten und durchaus pointiert witzigen Theaterstücks nach der Biografie von Andrew Hodges stehen die Verdienste Alan Turings bei der Entschlüsselung der legendären Enigma, der Maschine, mit der die Nazis im 2. Weltkrieg wichtige Funksprüche verschlüsselt haben. Aber danach stellt sich für die Crew in diesem Forschungszentrum eine ethische Frage. Es kam eine Art Triage zum Einsatz: Einige Transportschiffe wurden bewusst geopfert, damit die Nazis nicht gemerkt haben, dass man inzwischen ihre Funksprüche mitlesen konnte.
Nach dem Krieg, und damit beginnt der Theaterabend, besucht eine Kriminalbeamter Alan Turing, der inzwischen an einem Schachcomputer und an einer KI, mit der man kommunizieren kann, arbeitet. Ein Einbruch in seinem Labor ist der Vorwand. Der Inspektor ist allerdings vom Geheimdienst. Geht es um Turings politische Haltung in Zusammenhang mit der Chiffriermaschine? Dass sie geknackt wurde und von wem, wurde bis in die 70er Jahre verheimlicht. Und nun im Kalten Krieg?
Es ist viel banaler. Turing wird wegen seiner Homosexualität vor Gericht gestellt.
Thorsten Krohn verkörpert den Forscher Alan Turing mit schrulligem Witz und der Verletzlichkeit eines Außenseiters ganz wunderbar menschlich. Der Hauptdarsteller hat gemeinsam mit Christian Heiß von Portmanteau auch Regie geführt. Von Christian Heiß, für Licht und Ton une kleinere Rollen auch auf der Bühne, habe ich mir die Bühnenmaschine, die Klang-Licht-Installation von Portmanteau erklären lassen und über den KI-Entwicklungsstands in seinem Bereich gesprochen.