Gedenkstätte im Luitpoldpark: Gespräch mit D. Pachtner

Gedenkstätte im Luitpoldpark: Gespräch mit D. Pachtner

von Isabella Kreim

Diese Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus und dem historischen Ehrenmal für die toten der Weltkriege ist ein schöner, stiller Ort, eine Lichtung etwas abseits vom derzeit viel frequentierten Rad- und Spazierweg an der Donau.

Eine Generation, 25 Jahre ist es her, dass Ingolstadt einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben hat, um der Opfer des Nationalsozialismus, der Juden, der am Auwaldsee erschossenen sog. Deserteure, inzwischen auch der Sinti und Roma zu gedenken. Übrigens in einem vorbildlich demokratischen Prozess. Mit vielen gesellschaftlichen Gruppen und einem mit Experten besetzten mehrtägigen Symposium wurden die Grundlagen für die Wettbewerbsausschreibung und ein gesellschaftlicher Konsens erarbeitet. Aber damals gab es auch noch keine Facebookgruppen, die Anti-Stimmung hätten machen können.

 Die Künstlerin Dagmar Pachtner hat damals den Wettbewerb gewonnen und 1996 bis 98 die dreiteilige Gedenkstätte realisiert. Wichtigster Bestandteil sind Blaue Stelen. Wenn man sich ihnen nähert, werden die Gesichter von Menschen aus Ingolstadt sichtbar, die stellvertretend für eine der Opfergruppen stehen. Solche blauen Stelen finden sich auch in der Innenstadt, etwa vor der ehemaligen Synagoge in de Theresienstraße oder vor dem Gewerkschaftshaus am Paradeplatz. In einem Raum im Stadtmuseum kann man außerdem in sog. Lebensbüchern Dokumente und Biografien der gezeigten Personen einsehen und nachlesen. Und dieser ist ein work in Progress. In den letzten Jahren kam eine Vertreterin der Verfolgtengruppe der Sinti und Roma hinzu, geforscht wird weiter nach opfern der sog. Euthanasie. Auch die gab es in Ingolstadt.

 Ich war vor einigen Wochen im Atelier von Dagmar Pachtner in Landshut. Und wir haben versucht nachzuzeichnen, in welchem Umfeld der Erinnerungskultur ihre Konzeption damals entstand, um festzustellen, wie fortschrittlich diese Personalisierung der Opfer damals war und daher bis heute ein großes Potential für lebendige Formen des Gedenkens und der Auseinandersetzung mit aktueller Diskriminierung enthält. 

 Infos: www.zentrumstadtgeschichte.ingolstadt.de/Mahnmal

 

 

Kulturkanal am 28.08.2022
    
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