Altstadttheater: "Anbandeln" im Gnadenthal-Garten

Altstadttheater: "Anbandeln" im Gnadenthal-Garten

von Isabella Kreim

So schön und überraschend kann Freilichttheater sein: Wenn sich Laura und Danny nach eineinhalb Stunden endlich küssen, läuten die Glocken des Ingolstädter Münsters.
Das Ingolstädter Altstadttheater hat im weitläufigen Garten der Gnadenthalschulen eine wunderschöne neue Freilicht-Spielstätte gefunden. Theaterleiterin Leni Brem-Keil hat dort die deutsche Erstaufführung eines Zweipersonenstücks des britischen Autors David Eldridge inszeniert. Beginning. Anbandeln.

Laura, Ende 30, Single, beruflich erfolgreiche Geschäftsführerin, hat sich in einem schicken Londoner Viertel eine neue Wohnung gekauft. Die Einweihungsparty ist vorüber. Nur ein Gast, Danny, den ein gemeinsamer Freund mitgebracht hat, bleibt noch. Auf ein Bier.
Sie hat eindeutige Absichten, plant bereits den nächsten Tag mit ihm. Er spielt den Verlegenen, den ohne Radar für erotische Situationen, obwohl er sie den ganze Abend über angeschaut hat.
Dieses Theaterstück von David Eldridge mäandert vom Kennenlern-Smalltalk zum Offenlegen der Einsamkeit der beiden und ihrer Sehnsucht nach Familie. Der Spannungsbogen der Geschichte ist nicht allzu prickelnd.
Gut also, dass Leni Brem-Keil mit Katrin Wunderlich und Armin Hans Köstler zwei großartige Darsteller hat, mit denen sie die Zwischenetappen dieses Kennenlernens mit seinen Irritationen, Umwegen, Missverständnissen und Verunsicherungen sehr genau ausloten konnte. Dannys durchaus komische Ausflüchte. Lauras erfolgsgewohnten Hang, ohne Umschweife zur Sache zu kommen, Die Vorsicht, den anderen nicht zu früh an seinen wunden Punkten zu treffen. Die Verärgerung, wenn man sich zu früh selbst geöffnet und die eigenen Verletzungen preisgegeben hat. Leni Brem-Keil lässt Pausen, in denen wir die stummen Gedanken der beiden rattern hören. Selbst in der Zielgeraden zum Happy End verliert die Inszenierung nicht ihre Leichtigkeit. Und so ist das Wie an dieser Aufführung hier interessanter als der suspense, wie dieser Abend für die beiden bzw. das Theaterstück wohl enden wird.

 Foto: Sabine Rieß_Lichtspiel

Kulturkanal am 25.07.2022
    
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