It's not easy: schaurig furioses Pandemien-Panoptikum

von Isabella Kreim

It's not easy ist einer der Songs auf dem im Lockdown entstanden Album Covid 19 der Tigerlillies , der schräg-schwarzhumorigen britischen Ausnahmeband um Martyn Jacques.

Unter diesem Titel hat Intendant und Regisseur Knut Weber ein schaurig furioses Panoptikum der Lebenslust in Todesnähe, des verzweifelten Aufbegehrens, der Ängste, Wut und Trauer in Zeiten der Epidemien, ob Pest in London oder Covid heute auf die neue Freilichtbühne des Stadttheaters Ingolstadt im Reduit Tilly gebracht: morbid, grotesk, komisch und melancholisch.
Und mit einem grandios singenden Ensemble!

Zwei versoffene Seeleute (Richard Putzinger und Ulrich Kielhorn) geraten in eine pandemische Vorhölle, eine Mischung aus Säuferspelunke und Bestattungsunternehmen. Hier liegen in Särgen fünf zombiehafte Pest-Königinnen mit ihren tödlichen Krankheiten und erheben sich als barocke Punk-Ladies, grotesk-komische Lemuren, die trotzig gegen den Tod ansingen, die soziale Distanz beklagen und sich nach Nähe sehnen, gar eine Hymne auf die Pest anstimmen, im Lockdown-Blues versinken oder das Leben einfordern. (Antje Rietz, Mira Fajfer, Manuela Brugger, Teresa Trauth, Judith Nebel.
Als weißer Todesengel führt Victoria Voss durch die Zeitreise, mal sachlich informativ, mal mitfühlend mit den wiederkehrenden Ängsten und Überlebensstrategien der Menschen. Und auch diese Lichtgestalt mutiert zum düsteren Todesboten.

Knut Weber hat aus Pest-Erzählungen von Edgar Allen Poe und Alexander Puschkin und aktuellen Texten ein Geflecht aus zeitübergreifenden Seuchen-Erfahrungen und menschlichen Verhaltensweisen mit vielfältigen Parallelen und Bezügen zum Heute gebaut - und bei einer Spielzeit von gut 2 1/2 Stunden grenzwertig viel in die Aufführung gepackt. 

Foto: Ludwig Olah