Peter Reissers Wiener-Lieder-Abend

von Isabella Kreim

Die Wiener haben bekanntlich einen ganz besonderen Umgang mit Katastrophen und der Unausweichlichkeit des Sterbens. Zumindest in der Tradition ihres Liedguts.
Unerschrocken makaber, weinselig gefühlvoll, lebenslustig aufmüpfig, wehleidig und frivol. Bissiger Humor und weinseliger Weltschmerz, Wein und Walzer vor dem Ende.

Es wird ein Wein sein, und mir wern nimmer sein. Oder: eben: „Die Wöd steht auf kan Fall mehr lang“. Peter Reisser, geborener Wiener, Schauspieler am Stadttheater Ingolstadt und Mitglied des Vokalensembles Austria 4, hat einen Wiener-Lieder-Abend unter diesem Titel entwickelt.

Der Wein ist allgegenwärtig an diesem Abend. Und daher tritt Peter Reisser als Wirt eines Wiener Beisl auf. In Zeiten von Corona. Er desinfiziert den Tisch, misst die Abstände... Bis auf die beiden Musiker Blerim Hoxha an der Geige und Martin Schärtl am Akkordeon hat dieser Wirt keine Gäste. Er setzt einen österreichisch rot-weiß-gestreiften Mundschutz auf, um den beiden Musikern - im Schnapsglaserl! - auch ein paar Tropfen von dem Wein zukommen zu lassen, den er selbst ausgiebig trinkt.
Ein wunderbarer musikalischer Abend über einen sehr speziellen, eben typisch wienerischen Umgang mit den weniger fröhlichen Seiten des Lebens. Ernst und heiter. Denn manchmal ist eben der ganze Jammer einer Bühnenfigur, die den Kummer im Wein ertränkt, für das Publikum gleichzeitig berührend und amüsant.

Foto: Ritchie Herbert