Witzig und schaurig: "(R)Evolution im Stadttheater

Witzig und schaurig: "(R)Evolution im Stadttheater

von Isabella Kreim

Es wird gelacht in dieser Aufführung und dennoch verlässt man das Theater betroffen oder zumindest nachdenklich über dieses Szenario einer Zukunft, die längst begonnen hat und uns ziemlich bekannt vorkommt. Aus Alexa ist Alecto geworden und ansonsten gibt es Beziehungskrisen zwischen Menschen, die auch in einem voll digitalisierten Haushalt fast so ähnlich ablaufen wie unsere. Sorgen um das Beste fürs Kind, Eifersucht und Ehebruch, Angst vor Arbeitslosigkeit und Terrorismus, dem Ex-Mann nachtrauern oder um die tote Mutter weinen.
Verhandelt wird in „(R)Evolution“ aber nichts weniger als die Selbstabschaffung des Homo sapiens durch die von ihm geschaffene Künstliche Intelligenz.

Erbgut-optimierte Babys, Alecto, der Hausroboter als wichtigster Lebenspartner, der mehr über die eigenen Gefühle weiß als man selbst und der es den Sicherheitsbehörden ermöglicht, bereits die unterbewussten Gedanken einer möglichen künftigen Straftrat auszuspionieren, Cybersex-Ehekrisen, und schließlich die Transformation des eigenen Gehirns in die Daten-Cloud als finaler Überlebensform.
Das klingt nach düsterer Warnung und Angstmacher-Didaktik. Die Stärken des Theatertexts und auch der Inszenierung von Servé Hermans liegen aber gerade darin, dass die Dystopie in durchaus unterhaltsame Szenen mit witzigen Dialogen verpackt ist. Und: Fast alles, was uns an dieser Machtübernahme der Algorithmen über die Menschen so schaudern lässt, ist bereits heute technisch möglich und ansatzweise Wirklichkeit wie etwa in den Kontroll- und Überwachungsmethoden n China.

Regisseur Servé Hermans setzt als Ausstatter auf wenige „futuristische“ Elemente. Ins Zentrum aber hat der Regisseur die ganz analoge und menschliche Darstellung seiner Schauspieler und Schauspielerinnen Sarah Horak, Karolina Nägele, Matthias Zajgier, Peter Rahmani, Enrico Spohn und Marc Simon Delfs gestellt.

Unterhaltsamer und anschaulicher kann man kaum vor den möglichen Folgen der digitalen Revolution warnen als mit dieser Theateraufführung. Theoretisch wissen wir das alles. Aber wie es sich im Alltag anfühlen könnte, das können wir hier schon mal erleben.

 Foto Ritchie Herbert

Kulturkanal am 25.09.2020
    
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