Das Stück zur Krise? Tschechows "Drei Schwestern"

Das Stück zur Krise? Tschechows "Drei Schwestern"

von Isabella Kreim

Ist diese Inszenierung von Anton Tschechows „Drei Schwestern“ nun eine Notlösung? Theater unter den Hygienebedingungen der Corona-Pandemie, mit 2 m Abstand zwischen den Darstellern, die sich nicht berühren, ja sich nicht mal ins Gesicht sprechen dürfen?
Oder erkennen wir in diesem zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschriebenen Stück die Situation unserer Lockdown-Erfahrungen wieder? Unsere Isolation, ein bisschen Langeweile und eine tiefgreifende Verunsicherung über die Zukunft, in der vieles vielleicht doch nicht mehr ganz so sein wird wie vorher.

Denn: worum geht es in diesem Gesellschaftsdrama um die drei Schwestern?
Sie haben nicht die sozialen Kontakte, die sie sich wünschen.
Seit 11 Jahren fühlen sie sich abgekoppelt von der Welt, in der sie eigentlich Leben möchten, in der Großstadt, in Moskau. Seit ihr inzwischen verstorbener Vater aufs Land versetzt wurde, fühlen sie sich isoliert, gelangweilt, vereinsamt. Wie unter Quarantäne? Sie sehnen sich nach Nähe zu einem geliebten Menschen, aber keine dieser Liebesbeziehungen endet glücklich.

Bei der Probe, die ich letzte Woche gesehen habe, war ich überrascht, wie gut dieses Stück und auch die statische Spielweise zu unserer gegenwärtigen Krisen-Situation passen.

Hätte das Regiekonzept von Christoph Mehler nicht genauso aussehen können – auch ohne die Corona-Abstandsregeln?

Foto: Jennifer Hörr

Kulturkanal am 22.06.2020
    
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