Fröhlich und voller Theatermagie: "Räuber Hotzenplotz"

Fröhlich und voller Theatermagie: "Räuber Hotzenplotz"

von Isabella Kreim

Mit fröhlichem Witz und mit Theatermagie hat Tobias Hofmann den „Räuber Hotzenplotz“ im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt auf die Bühne gebracht. Letzten Samstag war nach dem großen Kinderfest zum Thema Räuber die von Kindern und Erwachsenen umjubelte Premiere.

„Die Fee ist ein Mann!“, sagt der Junge neben mir immer wieder erstaunt zu seiner Mutter. Dieses besetzungsökonomische Detail, dass Nils Buchholz nicht nur den Räuber Hotzenplotz, sondern auch die aus einer Unke zurückverwandelte Fee Amaryllis spielt, modifiziert gendergerecht ein klassisches Rollenklischee. Bei der Großmutter von Maik Rogge war das wohl weniger aufgefallen.

Ansonsten ist Ottfried Preusslers fast 60 Jahre alte Kasperlgeschichte „Der Räuber Hotzenplotz“ frei von aktuellen Bezügen zu Gesellschaftsproblemen von heute und auch frei von pädagogischer Ermahnung. Dass Kasperl und Seppel das Gute wollen,- den Räuber fangen und der Großmutter ihr Geschenk, die geklaute Kaffeemühle zurückbringen und dabei auch noch die Fee befreien - ist so selbstverständlich, wie der Räuber Hotzenplotz eine Märchenfigur ist – genauso wie der Zauberer Petrosilius Zwackelmann.
Das geht ganz ohne moralische Appelle wie „Nur wenn ihr solidarisch seid und mutig, und ohne Vorurteile..“ oder „Räuber sind auch Menschen.“

Das Figurenarsenal setzt ganz auf die Archetypen des Kasperltheaters. Nur das Krokodil fehlt. Der Regisseur und Musikalische Leiter Tobias Hofmann hält sich durchaus an die vertraute Ästhetik der Originalillustrationen und setzt eine fröhliche, temporeiche Geschichte mit vielen kleinen witzigen Gags in Gang, sodass kein Fünkchen Langeweile aufkommen kann. Und es lohnt sich, genau hinzusehen.

Die Bühnenmittel steigern sich vom Ausstattungslosen Spiel an der Rampe über einen Waldprospekt zu einem magischen Zauberschloss. Ausstatterin Katrin Busching hat eine angedeutete Kuppel aus Lichtbögen geschaffen, aus der Rückwand quellen Rauchringe nach vorne, die Leuchtaugen der Unke wechseln ihre Farbe...
Und am schönsten ist natürlich, wie nicht nur Petrosilius Zwackelmann, sondern auch das Theater zaubern kann: Die Lichtbögen flackern, kurz wird es dunkel, dann steht Seppel wie aus dem Nichts im Raum.
Ein großes Vergnügen!

Foto: Ludwig Olah

Kulturkanal am 18.11.2019
    
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