von Isabella Kreim
Das Schwierigste war, die Bagger aufzuhalten, die bereit standen, die durch Kriegsschäden beschädigte Alte Pinakothek in München abzubrechen, schrieb der Architekt und Hochschullehrer Hans Döllgast, der schließlich dieses weltbekannte Kunstmuseum wiederhergestellt hat, ohne die Spuren der Bombennächte zu kaschieren.
Ein fotografischer Chronist dieser "schöpferischen Wiederherstellung" von im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäuden ist der berühmte Architekturfotograf Klaus Kinold.
39 seiner Schwarzweißfotos von herausragenden Architekten des Wiederaufbaus zeigt der Kunstverein Ingolstadt derzeit in der Theatergalerie. Zu sehen ist Nachkriegsarchitektur in der Auseinandersetzung mit historischer Bausubstanz von Hans Döllgast und von zweien seiner Schüler: von Josef Wiedemann, der eine frei interpretierte Rekonstruktion der Glyptothek am Münchner Königsplatz geschaffen hat, sowie die zeitgemäßen Ergänzungen der Barockarchitektur durch den Eichstätter Diözesanbaumeister Karljosef Schattner.
Alte Pinakothek, Glyptothek, Allerheiligen Hofkirche oder Bonifazkirche in München, die Schattner-Bauten in Eichstätt oder dessen Erweiterungsbau von Schloss Hirschberg bei Beilngries sind in Kinolds Architekturaufnahmen in zeitloser Klarheit zu sehen. Denn alles Modische, Menschen oder Möblierung, extravagante Perspektiven oder ungewöhnliche Lichtstimmungen sind weitgehend weggelassen. Dokumentation nicht Kunst ist Klaus Kinolds erklärtes Ziel als Architekturfotograf. Und dennoch fasziniert die hohe ästhetische Qualität dieser Fotoarbeiten.
Wir konnten bei der Ausstellungseröffnung mit dem Architekturfotografen Klaus Kinold sprechen, der gestern 80 Jahre alt geworden ist.