Hand in Flosse: Singspiel für Kinder "Irgendwie Anders"

von Isabella Kreim

Die Geschichte von zwei Außenseitern und der Gruppe ist immer aktuell, und jedes Kind kennt solche Erfahrungen, bei irgendetwas nicht richtig dazuzugehören. Andere Klamotten, anderes Pausenbrot, andere Sprache, andere Angewohnheiten.

Man muss sich ja nicht gleich mit der Clobürste die Zähne putzen wie dieser „Irgendwie Anders“. Oder die Socken über die Schuhe anziehen. Oder das Pausenbrot mit grüner Götterspeise und Haferflocken zusammenmantschen. Aber warum finden diese „Wir“ das mit dem Lineal gezeichnete Schwarzweiß-Bild von einem Haus so viel schöner als seine phantasievolle bunte Malerei? Und warum gibt es auch fürs Spielen feste Wochentage und festgelegte Stunden? Und überhaupt hat er sich doch so bemüht, genauso die Hand hinzustrecken und Guten Tag zu sagen wie die Gruppe, auch wenn das bei ihm immer wie „Gurten Tag“ klingt.

 Die Komponistin und Musikerin Nina Wurman hat das preisgekrönte Bilderbuch von Kathryn Cave und Chris Riddell „Irgendwie Anders“ als Vorlage für ein Singspiel für alle ab 6 Jahren vorgeschlagen. Am Samstag war die umjubelte Uraufführung in der Regie des Intendanten Knut Weber im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt.

Und was hier in wunderbar detailreicher Feinabstimmung zwischen Musik, Libretto, Regie, Ausstattung, den drei hinreissenden Darstellern und der auch als Mehrheits-Gruppe agierenden 5-köpfigen Live-Band zu sehen, zu hören und zu erleben ist, ist ein reines Vergnügen für jung und alt, ist berührend und mitreissend, macht nachdenklich und gute Laune!

So vielschichtig, anrührend, unterhaltsam, überraschend, gefühlvoll, märchenhaft und politisch kann ein Singspiel für Kinder sein. Irgendwie Anders als Oper oder Kinderstück.

Foto: Ritchie Herbert