Gespräch mit Alexander Nerlich über "Skin Deep Song"

Gespräch mit Alexander Nerlich über "Skin Deep Song"

von Isabella Kreim

Ein Endzeit-Szenario: Krieg, Familienkatastrophe, Regierungskrise, was auch immer. Jedenfalls: zwei traumatisierte Schwestern. Die Eltern, der König und die Königin, sind bei einer Party von einem Attentäter erschossen worden. Immer wieder spielen die Mädchen die Situationen dieser Geburtstagsparty nach. Sie erinnern sich an die Eltern oder den damaligen Tanzpartner, der vielleicht zum Lebenspartner hätte werden können.
Auch dies ist ein Stück des amerikanischen Autors Noah Haidle, von dem keine linear erzählte Geschichte zu erwarten ist. Ganz im Gegenteil. Gegenwart, Vergangenheit, Erinnerung, Ängste, Traumata und Zukunftswünsche fließen in einer Endlos-Schleife ineinander. Immer wieder die selben faden Witze des Vaters, die gute-Nacht-Sprüche der Mutter und jene Geburtstagsparty des Vaters, bei der ein junger Mann mit einer der beiden Töchter tanzen darf, nicht ohne vom Vater vorher mit einem drastischen Gespräch unter Männern diszipliniert worden zu sein, das Auftauchen des dementen Großvaters, und schließlich das Attentat. Aber sie spielen auch die Vorstellung dieser Verehrer würde mit Mimi in ein schickes Restaurant gehen. Prinz und Prinzessin.Aber ohne haapy end. Denn in dieses Spiel vom hoffnungsvollen Date greift ein Soldat ein, der den jungen Mann als Deserteur zur Exekution mitnimmt. Möbius-Band nennt Regisseur Alexander Nerlich diese dramaturgische Struktur, nach dem Prinzip der einmal verdrehten Looping-Schals. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, keinen Ausweg aus der Dauerschleife, die zudem kein außen und kein Innen kennt.

Und so ist ihre Therapie und Überlebensstrategie, das traumatische Ereignis und Kindheitserinnerungen immer wieder nachzuspielen.  Wobei Vater, Mutter, der demente Großvater oder auch der potentielle Liebhaber einer der Töchter gespielt von Victoria Voss, Ralf Lichtenberg, Jan Gebauer und Marc Simon Delfs leibhaftig auftreten und mitspielen. Die Darstellerinnen der beiden Schwestern sind Mira Fajfer und Sarah Schulze-Tenberge.

Alexander Nerlich hat in Ingolstadt bereits virtuos die Phantasiewelten in "Jenny Jannowitz", die UA von "Grillenperz" oder Kieslowskis "Dekalog – Die 10 Gebote" inszeniert.

Foto: Ludwig Olah

 

Kulturkanal am 21.03.2019
    
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