von Isabella Kreim
Welche Chancen hat das private Glück der unteren Mittelschicht in dem wirtschaftlich und politisch rauen Umfeld von Inflation, Stellenabbau, Massenarbeitslosigkeit, Wohnungsnot und politischer Radikalisierung?
Das junge Ehepaar ist zuversichtlich, redlich und fleißig. Doch der Leistungsdruck ist hoch. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren auch. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, der hohen Arbeitslosigkeit und des aufkommenden Nationalsozialismus am Ende der Weimarer Republik erzählt Hans Fallada in seinem Roman „Kleiner Mann, was nun“ vom kleinen Angestellten Johannes Pinneberg und seiner schwangeren Frau Emma, genannt Lämmchen, und deren Kampf ums Überleben.
Regisseurin Brit Bartkowiak ist eine trotz fast drei Stunden Länge kurzweilige, spielerisch einfallsreiche Inszenierung von Luk Percevals Bühnenfassung gelungen, die dem Stoff behutsam die sentimentale Tristesse des Kleineleute-Elends austreibt, gnadenlose Gesellschaftskritik in muntere Spielszenen verpackt, komödiantische Aufheller setzt und die individuellen Schicksale einfühlsam nahebringt.
Großer Jubel für dieses überraschend locker, unterhaltsam und dicht erzählte Sozialdrama.
Foto: Jochen Klenk