Mit "Jump!" springt das Junge Theater ins Klassenzimmer

Mit "Jump!" springt das Junge Theater ins Klassenzimmer

von Isabella Kreim

Hautnaher geht Theater kaum. Mit „Jump!“ geht das Junge Theater Ingolstadt in Klassenzimmer. Und zwar, und das ist der Clou, ohne dass die Schüler vorher informiert werden, dass sie in dieser Unterrichtsstunde eine Theateraufführung erwartet.
Premiere der Uraufführung war letzten Freitag im Deutschunterricht  einer 6. Klasse der Pestalozzi-Mittelschule.
Lehrerin Klara von Koch bespricht gerade die Pluralbildung von Strauß. Die Schülerinnen und Schüler melden sich eifrig zu Umlautregeln und scharfem S.
Da klopft es an der Tür, und eine ziemlich merkwürdige Gestalt im roten Overall mit Helm, Fliegerbrille und viel Gepäck kommt ins Klassenzimmer. Der Schauspieler Benjamin Dami trägt einen volominösen Stoffwust über dem Arm, einem Fallschirm vielleicht, und einen riesigen Rucksack, aus dem er allerlei auspackt. Einen Verbandskasten z.B., denn er hat sich verletzt. Und er fühlt sich verfolgt. Er bittet um Wasser , versichert er wolle nicht stören und legt sich erschöpft auf die erste Schulbank. Die Schüler kichern, denn das dürfen sie natürlich alles nicht, einfach das Bein oder sich selbst auf die Schulbank legen. Aber solange ihre Klassenlehrerin ruhig bleibt und zumindest versucht, einfach mit dem Unterricht weiter zu machen, scheint alles in Ordnung zu sein.
Später erzählt er von seinen Eltern, von Streit, Kindergeschrei und Gewalt zuhause. Und von seinen Ängsten und seinem Verfolger, seinem Alter Ego, der ihn zu Hochleistungen treibt und dazu, es allen recht machen zu wollen. Bis er erkennt, man kann auch mal Schwächen und Ängste zugeben, dann kommt man besser klar im Leben.
Sascha Flocken hat die für das Junge Theater Ingolstadt geschriebene Textvorlage von Reihaneh Youzbashi Dizaji inszeniert und Benjamin Dami schafft den Spagat zwischen Rolle und spontanem Schülerkontakt bravourös.
"Jump!" ist ein so spannendes Theaterexperiment, weil hier wirklich keine Rampe zwischen Bühne und Zuschauerraum existiert und die jungen Menschen völlig zwanglos, in ihrem vertrauten Umfeld einbezogen werden, Fragen beantworten und kommentieren.

 Foto: Jochen Klenk

Kulturkanal am 28.01.2019
    
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