Gastspiel "Schwarzwaldmädel" aus Meiningen

Gastspiel "Schwarzwaldmädel" aus Meiningen

von Isabella Kreim

 Noch heute und morgen gastiert das Staatstheater Meiningen aus Thüringen mit der Operette „Schwarzwaldmädel“ im Stadttheater Ingolstadt.
Um es gleich vorweg zu sagen. Nach vielen hoch respektablen Produktionen aus Meiningen ist diese Aufführung musikalisch und inszenatorisch eine Enttäuschung. Wem Musiktheater oft zu modern ist, wird bei dieser konventionellen Operettenaufführung gewiss keine Irritationen erleben. Oder um es mit dem Running-Gag-Satz des Wirts und Bürgermeisters auszudrücken: „Da kannst nix machen, da steht's machtlos visavis“.

Regisseur Tobias Rott, neuer Schauspieldirektor des Staatstheaters Meiningen, setzt voll auf den Vintage-Look der 1950er Jahre und lädt dem 100 Jahre alten Werk auch noch den Muff der Heimatfilme dieser Zeit auf. Er lässt sich von seinem Ausstatter Christian Rinke aufwändig realistische Kulissen der Schwarzwaldhäuser innen und eines Dorfplatzes mit Brunnen und Kirche bauen, und da ist dann das biedere, Pepita-Kostüm der jungen Adligen Malwine der Inbegriff großstädtischer Eleganz. Die gesellschaftlichen Schranken zwischen Fremd und Einheimisch, Reich und Arm werden nivelliert anstatt geschärft.

Statt die Konflikte unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Herkünfte augenfällig zu machen, wird ein wenig szenischer Klamauk aufgeboten. Bärbele schlägt sich immer wieder den Kopf an der Tür, das Wirtstöchterchen und ihr Journalist krabbeln zum Stelldichein in den Flügel, der Domkapellmeister duckt sich slapstickhaft vor dem seine Skier schwingenden Berliner Fabrikanten, es wird geschwäbelt und auf den Boden geplumpst, und die besten Pointen setzt Bärbeles Tante, die alte Dorfhexe.

Musikalisch wird unter der Leitung von Mario Harmuth wenig in Walzerseligkeit geschwelgt und es fehlt der Mut zur Schnulze wie etwa bei „Malwine, ach Malwine“. Wenn schon, denn schon. An Belcanto-Schmelz fehlt es auch dem sympathischen Domkapellmeister-Darsteller Stan Meus. Laura Demjan überzeugt vor allem darstellerisch als Bärbele.

Foto: Sebastian Stolz

Kulturkanal am 17.01.2019
    
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