Komödie "Frohes Fest" im Stadttheater Ingolstadt

Komödie "Frohes Fest" im Stadttheater Ingolstadt

von Isabella Kreim

Unfalltod der Tochter, Kindesmissbrauch, Pädophilie, Demenz, Herzinfarkt, eine unglücklich begonnene Ehe, ein getöteter niedlicher kleiner Hund, ein Priester in Strapsen, ein katastrophal misslungener Weihnachtsabend...Dabei gibt's doch nichts zu Lachen! Doch!
All diese schweren, heiklen Themen packt der schottische Autor Anthony Neilson in sein Theaterstück und macht daraus eine keineswegs geschmacklose, sondern sehr lustige Komödie. „Frohes Fest“ hatte gestern in der Inszenierung von Jochen Schölch im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt Premiere. Und es wurde viel gelacht und am Ende gejubelt.

Das Überbringen einer Todesnachricht ist für die beiden Polizisten eine schwierige Situation. Noch dazu, wenn man den Eltern den Unfalltod der Tochter mitteilen muss. Noch dazu an Weihnachten. Die Hausfrau empfängt die beiden mit den Worten: "Sie ist tot. Ich habe es gewusst. Mein Liebling ist tot."  Die beiden Bobbys sind erleichtert. Jetzt muss nur noch jemand die Leiche identifizieren. Bis sie verstehen: Das Ehepaar spricht von ihrer Hündin! Sie bringen es nicht übers Herz, das Missverständnis aufzuklären. Doch die Wahrheit zu verschweigen, zieht weitere Katastrophen nach sich...

Regisseur Jochen Schölch, in Ingolstadt bisher auf schwere Stoffe festgelegt, kann auch Komödie. Er startet durchaus gemächlich und treibt die Eskalation-Spirale mit stetiger Dynamik nach oben.
Spaß macht auch das Spiel der Darsteller. Das wie Laurel und Hardy angelegte Polizisten-Paar Ulrich Kielhorn und Sascha Römisch, das einem fast leid tun kann, wie sie in dem Versuch, das Schlimme zu vermieden, die größtmöglichen Katastrophen anrichten.
Grandios spielt Ingrid Cannonier die demente Mutter mit ihren kindlich-kindischen Ausfällen. Wolfgang Jaroschka hält die etwas trottelige Liebenswürdigkeit ihres Ehemanns wunderbar durch, Peter Polgar packt als Priester seinen professionellen Redeschwall aus, um dann somnambul im Nirwana der chaotischen Situation zu versinken. Eine Wucht ist Sarah Horak als Pädophilen-Jägerin mit Macho-Attitüden, Sarah Schulze-Tenberge als ihre Tochter liefert neben einem ausgefeilten Kopf-gegen-Tür mit Drehung-Slapstick für einen kleinen Moment die Not eines missbrauchten jungen Mädchens, dem keiner zuhört.

Foto: Jochen Klenk

 

 

Kulturkanal am 30.11.2018
    
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