von Isabella Kreim
Ein so sinnfälliges synästhetisches Erlebnis wie letzten Mittwoch im Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt ist einzigartig. Im Rahmen der Audi Sommerkonzerte traten der finnische Geiger Pekka Kuusisto und die moldawische Violinistin Patricia Kopatchinskaja in der Sonderausstellung "colour in motion" des Op-Art-Künstlers Carlos Cruz-Diez auf. Ein inszeniertes Konzert ohne Bestuhlung war angekündigt. Aber mit dieser Art der Überlagerung von Klang und Kunst als Gesamt-Raumerlebnis hatte wohl niemand gerechnet.
Der finnische Geiger Pekka Kuusisto stand im von wechselnden Farbstreifenprojektionen durchfluteten Lichtraum von Carlos Cruz-Diez und spielte ein Solostück von Steve Reich. Reichs minimalistische, repetitive Musik mit ihrer klaren Struktur und den subtilen Farbklangwechseln öffnet die Augen für die changierenden Wahrnehmungsphänomene von Cruz-Diez. So nah sind sich in ihrer Immaterialität und Flüchtigkeit Licht- und Schallwellen selten. Die Zuschauer stehen und gehen in allen zwei Etagen des Museums und können, wo auch immer sie wollen, der Wechselwirkung zwischen Bildern und Musik nachspüren.
Musik sehen und Bilder hören. Dazu forderte die Regisseurin Natascha Ursuliak die Besucher auf, und auch für den Münchner Lichtdesigner Wieland Müller-Haslinger war die Bespielung des ganzen Museums als Konzert- Licht- und Kunstraum eine einmalige Situation.
Dass dieser Abend auch für die Geigerin Patricia Kopatchinskaja ein ganz besonderes Konzerterlebnis war, ist in dem Gespräch zu hören, dass Johannes Seifert unmittelbar nach dem ersten, am späteren Abend noch einmal wiederholten Auftritt geführt hat.