Revolte war gestern. "kudlich" im Stadttheater

Revolte war gestern. "kudlich" im Stadttheater

von Isabella Kreim

Wie der österreichische Autor Thomas Köck mit seiner Theatervorlage „kudlich“ die Gegenwart des Wien von 2016 mit ihren FPÖ-Rechtspopulisten und einer sich selbst in Abhängigkeit von Neoliberalismus und Selbstausbeutung gefangenen schweigenden Mehrheit mit der Sozialrevolution des Bauernbefreiers Hans Kudlich von 1848 überblendet und verzahnt, ist wirklich abenteuerlich, kurios, absurd, auf- und anregend, und profitiert zudem vom Witz anachronistischer Begriffskombinationen in der Nachfolge der Sprachgestaltungswut von Elfriede Jelinek. So befragt die TV-Journalistin Arabella Kiesbauer den bereits 1837 gestorbenen revolutionären Dichter Georg Büchner, der FPÖ-Politiker schiesst auf Hans Kudlich, den Revolutionär von 1848. Und Andreas Gabalier, der volkstümelnde Sänger konserviert das verkitschte Alpen-Klischee des 19. Jahrhunderts.
Die Inszenierung hat die Sprachflut mit starken Bildern klug strukturiert und dem etwas theorielastigen Diskurs enorme sinnliche und assoziationsreiche Qualitäten abgewonnen.
Regisseur und Bühnenbildner Michael Simon, sein Dramaturg Tilman Neuffer und Kostümbildnerin Kerstin Grießhaber sorgen mit ihrer originellen Bildfantasie dafür, dass der manchmal etwas langatmige Politkdiskurs mit seinem anachronistischen Personal zu einem bunten Fantasy-Land wird, in dem puppenhafte Figuren a la Grand Guignol oder Kasperletheater agieren. Sandra Schreiber Teresa Trauth, Enrico spohn, Ariane Andereggen sprechen und agieren mit großer Klarheit und Intensität und manchmal auch subversivem Witz.

Foto: Jochen Klenk

Kulturkanal am 26.03.2018
    
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