von Isabella Kreim
Verstörend ist Frank Wedekinds "Lulu" durchaus auch heute noch. Lulu ist eine „Triebtäterin“, ob nun als naive Kindfrau oder zerstörerische Femme fatale: Sie erweckt Begierden und bringt den Tod. Ein solches Monster auf die Bühne zu bringen, ist nicht gerade frauenfreundlich.
Sicher: Lulu ist auch Produkt von Männern und Opfer von Männerphantasien, die diese Frau von Kindheit an missbraucht, dressiert und nach ihren Wünschen geformt haben. Aber diese Frau bringt auch jeden ihrer Männer, mal eher unabsichtlich, gegen Ende aber durchaus absichtsvoll und grausam zu Tode. Dass sie selbst schließlich Männergewalt zum Opfer fällt, dem berüchtigten Frauenaufschlitzer Jack the Ripper, muss da wie eine gerechte Strafe des Zufalls wirken.
Wie also gegensteuern gegen diesen Mythos vom weiblichen Schreckgespenst, dieser männlichen Lust- und Horrorprojektion?
Regisseur Frank Behnke und Hauptdarstellerin Sandra Schreiber versuchen es etwas unentschieden mit der Leidensgeschichte einer jungen Frau, die die unterschiedlichen Rollenvorstellungen der Männer mitspielt, keinen Ausstieg aus dem Reigen der Männer findet und um ihr Überleben kämpft.
Mit dem starken Bild eines Ritualmords endet eine Aufführung, die einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt.
Foto: Ludwig Olah