"Das blaue, blaue Meer" - Stimmen der Hochhaussiedlung

"Das blaue, blaue Meer" - Stimmen der Hochhaussiedlung

von Isabella Kreim

Stimmen aus der Hochhaussiedlung des sozialen Wohnungsbaus. Junge Menschen. Sie saufen sich das Hirn aus dem Kopf und denken an Selbstmord, der im sozialen Wohnungsbau leichter sei.
Sie fühlen sich arm und dumm und verloren, und das nicht in irgendeinem Entwicklungsland, sondern hier in Deutschland.
Sie träumen von Norwegen, wo das Meer besonders blau sein soll und von einem besonderen Sternenhimmel und schaffen nicht einmal einen Ausbruch zum nächsten Zoo, in den sie nicht reingelassen werden, weil Darko, die Hauptfigur, mal wieder betrunken ist.
Sie fühlen sich gefangen in diesem Biotop der Perversionen, in dem ein Mann seine Frau anzündet, eine 14jährige missbraucht wird, ein Mann in der Badewanne stürzt und stirbt, weil niemand ihn findet.

Der 36jährige Autor Nis-Momme Stockmann hat den Perspektivelosen aus den sozialen Brennpunkten eine Stimme gegeben. Das Thema ist brisant, Stockmanns Text aber ist sperrig zwischen realen Situationen, Selbstkommentaren und sozialpolitischen Reflexionen, wer den schuld sei an diesen Ghettos der Wohlstands-Verlierer.
Mit Enrico Spohn, Mira Fajfer und Yael Ehrenkönig schaffft die  junge Regisseurin Mona-Julia Sabaschus mit wenigen szenischen Elementen einen geradezu dramatischen Spannungsbogen von der Agonie des Ist-Zustands über die Träume und Sehnsüchte der Figuren bis zum hoffnungslosen Auseinanderdriften zwischen Sehnsuchtswelt und Alltagswirklichkeit.

Foto: Ritchie Herbert

Kulturkanal am 03.07.2017
    
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