Brecht/Weils "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny"

Brecht/Weils "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny"

von Isabella Kreim

 Das größte Verbrechen ist es, kein Geld zu haben und die Zeche zu prellen. Dafür wird Jimmy zum Tod verurteilt.
Doch darüberhinaus bleiben der Aufschwung, die Agonie und der Untergang dieses Modellprojekts für ein gutes Leben ziemlich unklar in der Aufführung von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" vom Landestheater Salzburg.
Regisseur Jacopo Spirei hat Bert Brechts Kapitalismus-Kritik durch Kritik an der Digitalisierung ersetzt.
Das World wide web suggeriert Wunscherfüllung jeder Art. Und so hängen die Symbole von Internetfirmen und social-media, aber auch Flughäfen-Piktogramme als zeitgemäßer Schilderwald von der Decke, Brecht -Sprüche werden als Twitter-Hashtags über die Bühne getragen. Und sehr sinnfällig: Auch die Nutten kommen im Karton per Internet-Bestellung.
Doch wenn die Stadt ihre Gesetze ändert und eigentlich alle Verbote aufgehoben werden, werden die Mobiltelephone und Tablets in einer Mülltüte entsorgt.
Dem Konzept fehlt es an Schlüssigkeit, und so bleibt die Cyberwelt weitgehend Dekor, das in seiner Trivialität eher den Blick verstellt auf die Grundfragen von Wünschen und Scheitern eines menschenwürdigen Lebens.
Das unter der Leitung von Adrian Kelly spielende Salzburger Mozarteumorchester ist nicht gerade prädestiniert für Kurt Weills jazzig-laszive Tonwelt, sodass selbst Schlager wie „The moon of Alabama“ oder "Wie man sich bettet so liegt ma" etwas behäbig klingen. Das Sängerensemble, allen voran Franz Supper in der Tenorpartie des Jimmy Mahoney, singt mit viel schönem Stimmmaterial sehr ansprechend.

 Foto: Anna-Maria Löffenberger

Kulturkanal am 09.06.2017
    
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