von Isabella Kreim
Der Schriftsteller Navid Kermani war neben Feridun Zaimoglu der interessanteste Gast der diesjährigen Ingolstädter literaturtage. Sogar als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten wurde er gehandelt.
Für einen führenden Intellektuellen der Republik, ausgezeichnet 2014 mit dem Friedenspreis des dt. Buchhandles , als aufgeklärter Moslem und habilitierter Orientalist ein gefragter Kommentator des öffentlichen Lebens, macht der Schriftsteller Navid Kermani einen sympathisch zurückhaltenden Eindruck.
In einen engagierten Redefluss geriet Kermani eigentlich erst, als er über den Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit und die Diskrepanz zwischen Liebesleidenschaft in der Weltliteratur und dem normalen bürgerlichen Ehealltag heutzutage sprach.
Denn darum geht es in seinem neuesten Roman. Den Titel „Sozusagen Paris“ habe sein intelligenter Lektor erfunden, sagt der Autor wieder ganz bescheiden.
Ein Autor trifft nach einer Lesung seine Jugendliebe wieder, über die er einen Roman geschrieben hat, aus dem er gerade gelesen hat. Jutta ist eine Provinzbürgermeisterin. Sie nimmt ihn mit nach Hause und erzählt ihm auf der Wohnzimmercouch die ganze Nacht lang von ihrer Ehe, während ihr Mann ein Stockwerk höher seine Artzabrechungen macht und irgendwann wahrlicheinlich ins Bett gegangen ist. - Und dies wird der Stoff für den nächsten Roman. Der Autor zieht bereits die Überlegungen des Lektors und künftigen Lesers mit ein..