von Isabella Kreim
Hell und dunkel, Licht und Schatten, Schwarz und Weiß sind Gegensätze, die sofort an eine übertragene Bedeutung, an ethische oder religiöse Kategorien denken lassen: Gut und Böse, Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits.
Was wir sehen aber ist handfest, konkret, auf Alltagserfahrungen bezogen: Zwei schmale Flure hat Michael Hirschbichler in den Ausstellungsraum gebaut, einen hellen, weißen und einen dunklen, schwarzen Korridor. Man kann einen steril-weißen Klinikflur assoziieren - Hoffnung auf Heilung und Leben - und einen Todestunnel, oder weniger existentiell: ein klar gestyltes Büroumfeld oder einen düstere Unterführung.
Auch wenn Hirschbichler die mit Zäunen gesicherten europäischen Aussengrenzen als feine metallene Wandzeichnung darstellt oder ein historisches Stacheldraht-Modell in eine weiche aufblasbare überdimensionierte Gummiskulptur transformiert, oder wenn er Schreckensmedienbilder wolkig weiß, geradezu himmlisch, übermalt, und als Pendant dazu, im Dunkeln verschwindende christliche Lichtgestalten, Heiligen- und Märtyrerfiguren aus römischen Kirchen fotografiert, schafft der Künstler eine ebenso anschauliche wie metaphorische Verfremdung der Gegensätze Hell und Dunkel, Licht und Schatten. Und er hinterfragt damit auch: Was sehen wir? Was wollen wir sehen? Und was lieber nicht?
Michael Hirschbichler hat Architektur und Philosophie studiert. Vielleicht erklärt das dieses Spannungsfeld seiner Arbeiten aus handfest , fassbar, anschaulich und den vielen Bedeutungsebenen, die sich dabei dennoch auftun.
Geöffnet Fr. - So 12 - 18 Uhr
Vernissage: Freitag, 17.03., 19 Uhr