"Krieg. Stell dir vor, er wäre hier" im Jungen Theater

"Krieg. Stell dir vor, er wäre hier" im Jungen Theater

von Isabella Kreim

Das Junge Theater unter der Leitung von Julia Mayr stellt an den Anfang seiner Spielzeit programmatisch ein besonders brisantes Angebot an unsere Empathie-Fähigkeit. Mit „Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“ evoziert die dänische Autorin und international tätige Konfliktberaterin Janne Teller unser Einfühlungsvermögen in die Situation von Kriegsflüchtlingen, die z.B. aus Syrien nach Deutschland kommen, indem sie den Spieß einfach umdreht.

Die EU ist zerbrochen, in Deutschland haben nationalistische und faschistische Tendenzen, eine Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit zu einem Krieg mit Frankreich geführt. Städte werden bombardiert, die Familie haust im Keller, kämpft gegen Kälte, Hunger, oder Angst vor Vergewaltigung. Die Staatspolizei führt Säuberungen durch, jeder kann verhaftet werden. Mit ihren gesamten Ersparnissen bezahlen sie einen Schlepper, der sie ins sichere, friedliche Ägypten bringt. Doch im Flüchtlingslager dort wartet der Junge monatelang auf die Anerkennung seines Asylantrags, sein Arabisch reicht kaum zum Einkaufen auf dem Markt. Und selbst als er sich ein eigenes Leben aufbauen kann, bleibt er mit seinem Migrationshintergrund immer ein Mensch 3. Klasse.

Regisseur Markolf Naujoks zwingt uns den Perspektivenwechsel nicht auf, sondern geleitet uns sanft und daher umso wirkungsvoller in das Gedankenexperiment.
Betroffenheit und großer Applaus für diese großartige Umsetzung eines Essays auf der Theaterbühne.

Foto by Ludwig Olah

Kulturkanal am 10.10.2016
    
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